KiSS

Kopfgelenk induzierte Symmetrie Störung

Was ist KiSS?

KiSS ist die Abkürzung für Kopfgelenks induzierte Symmetrie Störung und bedeutet, dass ein Problem im Nacken da ist, was zu den verschiedensten Problemen beim Kind (Neugeborenen bis Kleinkind) führen kann.

Welche Typen unterscheidet man?

Man unterscheidet zwischen KiSS I und KiSS II.

KiSS I
Das betroffene Kind liegt oder sitzt häufig in einer krummen Haltung, was aussieht wie ein „C“. Dabei ist der Kopf in eine bestimmte Richtung gedreht und in die andere geneigt. Der Oberkörper sowie das Becken folgen der Neigung des Kopfes und die Beine der Kopfdrehung. Das nennt man „Konvexität“.

KiSS II
Hier fällt besonders auf, dass die betroffenen Kinder sich stark überstrecken, dass sieht dann gerne aus wie ein „überspannter Flitzebogen“. Auch wenn man sein Kind auf den Arm nehmen möchte, streckt es sich stark nach hinten, was es teilweise echt auch gefährlich macht, denn das Halten in diesem Moment kostet unwahrscheinlich viel Kraft.

Kombination von I und II
Das ist der häufigst auftretende Fall, da die meisten Kinder Symptome beider Typen aufzeigen. Der eine mehr in Richtung Typ I und der andere eben in Typ II.

Wie kann es sich auswirken?

Durch diese Haltungen kommt es oft zu einer „Platten“ Stelle am Hinterkopf, bei Typ I vorranging auf der Seite der Drehrichtung und bei Typ II eher mittig.

Bei Typ I haben Kinder häufig unterschiedliche Gesichtshälften, also die eine Seite erscheint kleiner als die andere.
Ich weiß selbst, wie schwer es ist, dies zu erkennen. Bei meiner Tochter habe ich den Unterschied erst Jahre später auf Fotos festgestellt. Aber es gibt einen Trick. Und zwar schaut mal in der sogenannten „Vogelperspektive“ auf euer Kind oder nehmt einen Spiegel zur Hand und schaut indirekt auf euren kleinen Schatz.
Auch die Tränengänge sind bei unterschiedlichen Geschichtshälften nicht gleich ausgebildet, was gerne zu häufigen Bindehautentzündungen auf der kleineren Seite führen kann.
Durch die Einschränkung der Kopfbewegung kommt es häufig auch zu einseitigen Stillbeschwerden, was aber durch verschiedene Stillpositionen ausgeglichen werden kann. (Ich habe damals einige Tipps und Tricks von meiner Hebamme erklärt bekommen.)

Bei Typ II zeigt sich häufig eine sogenannte „muskuläre Hypotonie vorne und ein muskulärer Hypotonus hinten“. Dies führt zu Verzögerungen in der Entwicklung. Auch auf dem Bauch liegen diese Kinder besonders ungern.

Weitere Probleme können sein:

  1. Dreimonatskoliken
  2. Exzessives Schreien
  3. Ein- und Durchschlafstörungen
  4. Haare raufen
  5. Unklare Fieberschübe
  6. Übermäßiges Sabbern
  7. Schluckbeschwerden und Spucken

Dabei möchte ich aber noch mal ganz klar betonen, dass diese Auffälligkeiten auch durch viele andere Erkrankungen hervorgerufen werden können und unter allen Umständen von einem qualifizierten Arzt abgeklärt werden müssen.

Was ist denn dafür überhaupt der Auslöser?

Grob gesagt geht es um eine Verspannung im oberen Wirbelbereich – also im Nacken. Und jeder der sich schon mal verlegen hat, weiß, was das für Beschwerden machen kann.
Bei Babys und Kleinkindern mit KiSS kommt es zu einer Schonhaltung, wodurch sich diese „Verspannung“ oder auch Blockaden nicht lösen.

Aber weshalb löst so eine „Kleinigkeit“ so eine Lawine im Körper des Kindes aus?
Die Wirbelsäule ist nicht nur für die Motorik im Körper verantwortlich, sondern auch wichtiger Bestandteil in der Aufnahme von Wahrnehmungsinformationen. Um genau zu verstehen, was gemeint ist hilft bestimmt ein Experiment am besten. Dieses habe ich aus einem – wie ich finde – hervorragenden Buch zum Thema KISS und KIDD. (Entwicklungsauffälligkeiten im Säuglings-/Kleinkindalter und bei Vorschul-/Schulkindern.
Ein manualmedizinischer Behandlungsansatz
Handbuch KISS KIDDs (2013)
R. Sacher unter Mitarbeit von U. Göhmann und M. Wuttke.)
Bitte streckt ein aufgeschlagenes Buch eine Armlänge von euch weg und führt es dann langsam von oben nach unten und wieder nach oben. Versucht dabei zu lesen ohne euren Kopf mit zu bewegen. Nach dem ihr jetzt wisst, dass das gar nicht so einfach ist, versucht das gleiche noch mal aber diesmal bewegt ihr euren Kopf mit. Viel einfacher oder nicht?
Im ersten Fall reichen die Informationen der Augen nämlich allein nicht aus um die Bewegung auszugleichen. Erst mit den kombinierten Sinneseindrücken aus dem Nacken geht es dann.

Und jetzt stellt euch vor, dass ihr hauptsächlich die Welt über eure Sinne kennen lernt. Da ist so eine enorme Einschränkung echt kein Spaß.

Aber wie kann es nur zu so einer Verspannung in diesem jungen Alter kommen?

Mir hat man mehr als einmal gesagt, dass Kinder in diesem Alter so was noch gar nicht haben können und ich als „Erstlingsmama“ ja nur übertrieben auf normale Ereignisse reagiere oder es mir gar einbilde. (Mittlerweile weiß ich es ja besser :D)
Mittlerweile geht man davon aus, dass es drei verschiedene Auslöser bei so kleinen Menschen geben kann:

  • eine Zwangslage in der Gebärmutter
  • ein „Geburtstrauma“
  • Traumata nach der Geburt

Unter der Zwangslage in der Gebärmutter versteht man, die Position die das Baby im Mutterleib hat, besonders die Querlage oder auch der verminderte Platz bei Mehrlingen begünstigen eine Verspannung im Nacken.

Das sogenannte Geburtstrauma kann entstehen, wenn die vaginale Geburt nicht reibungslos verläuft, also zu schnell oder langsam geht, wenn externe Mittel angewendet werden oder auch die Lage etc. nicht ganz optimal ist.
Beim Kaiserschnitt kann es ebenfalls zu diesen Verspannungen kommen, da der Nackenbereich nicht sonderlich gut auf „Zug“ reagiert. Das bedeutet, beim Kaiserschnitt wird das Neugeborene an einem Arm oder Bein aus der Bauchhöhle geholt und dabei entsteht ein Überdehnen des Nackens, was wiederum einfach nicht den normalen Gegebenheiten entspricht, da bei der normalen Geburt ja eigentlich ein Druck entsteht.

Ein Trauma nach der Geburt kann entstehen, wenn relativ zeitnah eine Operation ansteht, das Baby sehr früh eine Mittelohrentzündung bekommt oder der kleine Mensch die erste Zeit beatmet werden muss. Wir sprechen hier von den ersten drei Monaten, nach dieser magischen Grenze kommt es sehr selten vor, dass noch eine KISS Problematik auftaucht.

Was kann man tun?

Wenn Euch bei eurem Schatz eines dieser Anzeichen auffällt oder ihr einfach das Gefühl habt, da stimmt was nicht, dann ist es – meiner Meinung nach – sehr ratsam einen Arzt aufzusuchen. Am besten einer, der auch auf Manuelle Medizin bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern spezialisiert ist. Was das genau ist erfahrt ihr hier.